TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER ...
Entwicklung des Güterverkehrs auf der Odenwaldbahn nach MORA-C



Groß-Bieberau (31.12.01)
Nachdem DB Cargo die Schließung der Tarifpunkte Ober-Ramstadt und Reinheim im Rahmen von MORA-C zum 02.01.2002 angekündigt hatte und offensichtlich weder in der Lage noch Willens war, an Alternativen zum Erhalt des Schienengüterverkehrs im Odenwald mitzuwirken, fuhren bereits Mitte Dezember 2001 die letzten Güterzzüge. Bereits am 12.12.01 verließ der letzte Schotterzug mit der GBRE/OHI-Lok V 36 Groß-Bieberau in Richtung Reinheim, die V 36 kehrte nach Groß-Bieberau zurück und wurde vorerst wie gewohnt an ihrem Stammplatz unter der Schotterverladung abgestellt.
Nachdem DB Cargo die Schließung der Tarifpunkte Ober-Ramstadt und Reinheim im Rahmen von MORA-C zum 02.01.2002 angekündigt hatte und offensichtlich weder in der Lage noch Willens war, an Alternativen zum Erhalt des Schienengüterverkehrs im Odenwald mitzuwirken, fuhren bereits Mitte Dezember 2001 die letzten Güterzzüge. Bereits am 12.12.01 verließ der letzte Schotterzug mit der GBRE/OHI-Lok V 36 Groß-Bieberau in Richtung Reinheim, die V 36 kehrte nach Groß-Bieberau zurück und wurde vorerst wie gewohnt an ihrem Stammplatz unter der Schotterverladung abgestellt.
Ebenfalls vor dem offiziellen Schließungstermin beendete DB-Cargo die Bedienung der letzten beiden Odenwald-Gvst Ober-Ramstadt (schon am 12.12.01 "güterwagen-frei") und Reinheim. Obwohl mit letzten Einsätzen in der Vorweihnachtswoche nicht mehr zu rechnen war, fand die letzte Bedienung Reinheims dann aber doch erst am 21.12.01 statt.
In den letzten Wochen vor der Einstellung hatte es noch jede Menge Gerüchte, Spekulationen und Vorschläge zum Erhalt des Güterverkehrs im Odenwald gegeben. So hatten sich die beiden Städte Reinheim und Groß-Bieberau verstärkt darum bemüht, den Güterverkehr auf der Schiene zu erhalten, und auch einige Eisenbahn - Verkehrsunternehmen wie z. B. Connex, TLG, DKE usw. waren als Verkehrsträger ins Spiel gebracht worden. Laut Pro Bahn war z.B. ein Angebot der Connex an DB Cargo gescheitert, ein zusammenhängendes Bedienungsgebiet wie den Raum Odenwald als Subunternehmer der DB Cargo zu betreiben. Pro Bahn hatte sich daraufhin direkt an das Hessische Wirtschaftsministerium gewendet, um weitere Gespräche mit (ehemaligen und potentiellen) verladenden Unternehmen, DB Cargo, Connex und anderen interessierten EVU (wie z.B. die NVAG) anzuregen, um eine betrieblich und wirtschaftlich tragfähige Lösung zur Erhaltung des Güterverkehrs im Odenwald zu suchen. Die Landesregierung sollte vor allem auf DB Netz einwirken, keine Eisenbahn-Infrastruktur abzubauen, bevor nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wären, andere Betreiber für den Güterverkehr auf der Odenwaldbahn zu finden.
Obwohl bereits im Dezember 2001 seitens der OHI angedeutet wurde, daß der Schotterverkehr im Jahre 2003 (!?) möglicherweise wieder ins Rollen käme, wurde die OHI V 36 schon Mitte Januar 2002 von Groß-Bieberau zum Stammwerk der MHI (Mitteldeutsche Hartstein-Industrie) nach Nieder-Ofleiden umgesetzt.
Die Stadt Reinheim startete Ende Februar 2002 zwar eine Unterschriftenaktion für die Erhaltung (sprich: Wiederaufnahme) des Güterverkehrs, die dann "öffentlichkeitswirksam" an die "zuständigen Stellen" übergeben werden sollte, dennoch wurde es in den nächsten Monaten zunehmend ruhiger um das Thema. Erst Ende Mai 2002 schien wieder Bewegung in die Sache zu kommen, als in einer Beilage des Darmstädter Echos zu den am 1. und 2. Juni im Rahmen des Reinheimer Markts stattfindenden Pendelfahrten zwischen Reinheim und Groß-Bieberau das Thema Güterverkehr wieder aufgegriffen wurde: "Rollen sollen - so heißt es aus Kreisen der Eisenbahnfreunde (Kranichstein) - demnächst auch wieder die Schotterzüge ..." und "Einen besonderen Erfolg sehen die engagierten Museumsleiter darin, daß der auf Straßen umstrittene Schotterverkehr in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden kann. Als Bestandteil eines Geschäftsbereichs der Deutschen Museumseisenbahn kommt der Schotter nun bald wieder auf die Schiene."
Tatsächlich kamen dann im Juli und August 2002 wieder Schotterzüge in den Odenwald, allerdings nicht von Groß-Bieberau aus, sondern lediglich im Rahmen von Gleisbauarbeiten unter anderem bei Wiebelsbach-Heubach, Höchst und Hainstadt.


Ober-Ramstadt (18.09.02)
Der erste "richtige" Güterzug seit der Abkoppelung der Odenwaldbahn vom Güterverkehr verkehrte dann aber doch am 18.09.02 zwischen Darmstadt und Reinheim: die DKE brachte mit ihrer Lok 2 einen mit Briketts beladenen Rungenwagen zum Raiffeisen nach Reinheim und den entladenen Wagen anschließend wieder zurück! Es war wohl eher ein "politischer" Zug, der hier von der DKE auf die Gleise gestellt wurde, um zu zeigen, daß man Güterverkehr auf der Odenwaldbahn durchaus durchführen will und kann.
Aber dann wurde es doch wieder ruhig um das Thema Güter- und Schotterverkehr! Ein knappes halbes Jahr passierte (scheinbar?) nichts, erst Mitte Februar 2003 schienen sich die Anzeichen für eine Wiederaufnahme des Güterverkehrs im vorderer Odenwald zu konkretisieren. Ab dem Jahrewechsel 2003 wurde die DKE als isenbahninfrastrukturunternehmen für den Bereich Reinheim - Groß-Bieberau zugelassen, so daß Verhandlungen mit anderen EVU zwecks der Betriebsdurchführung gestartet werden konnten. Gleichzeitig wurde damit begonnen, die OHI-Strecke freizuschneiden und wieder befahrbar zu machen, so daß es eigentlich nur noch ein paar Tage dauern konnte, bis der erste Schotterzug fuhr ...
Ein weiteres Vierteljahr verging dann aber doch noch, ehe am 12.05.03 der erste Schotterzug in Groß-Bieberau in Richtung Darmstadt starten konnte! Man war also doch nicht untätig geblieben in den letzten Monaten und hatte mit der WAB (Westfälische Almetalbahn) ein privates EVU gefunden, das die Betriebsführung übernommen hatte. Die WAB führte die ersten Fahrten mit 2 Loks durch, zum Einsatz gelangten Lok 24 (DR V180, ex 118 633) und Lok 22 (DR V60, ex LAUBAG 106-2). Abgestellt wurden die Loks in Reinheim (die 24) auf den GBRE-Übergabegleisen und in Groß-Bieberau (die 22) fast wie früher unter der Schotterverladung, später auch an den Raiffeisen-Silos.
Groß-Bieberau (16.05.03)
Groß-Bieberau (22.05.03)
Reinheim (August 2003)
Alles in allem war die Wiederaufnahme des Schotterverkehrs ab Groß-Bieberau in den ersten Wochen jedoch nur sehr zögerlich angelaufen, d.h. es wurde nur sehr unregelmäßig gefahren. Seit Anfang Juli war dann aber eine deutliche Zunahme des Verkehrs zu verzeichnen. So verkehrte beispielweise vom 15. bis 18.07 jeden Tag ein Zug nach/von Groß-Bieberau.
Groß-Bieberau (02.07.03)
Groß-Bieberau (02.07.03)
Groß-Bieberau (16.07.03)
Neben den bis dahin eingesetzten Loks 22 und 24 kam vom 15. - 17.07. mit der WAB 31 nun auch eine Lok der ehemaligen DR-Baureihe 132 als Ersatz für die schadhafte 24 zum Einsatz. Zur gleichen Zeit etwa wurde die 22 aus Groß-Bieberau abgezogen, seit Anfang August wurde auch die 24 nicht mehr in Reinheim abgestellt. Die eingesetzten WAB-Tfz werden seitdem in Darmstadt Hbf abgestellt.
Groß-Bieberau (16.07.03)
Groß-Bieberau (16.07.03)
Groß-Bieberau (16.07.03)


Reinheim (09.08.03)
Neben den WAB-geführten Zügen wurden in den letzten Monaten auch von Loks anderer EVU gefahrene Schotterzüge gesichtet, so beförderten z.B. am 07.06. zwei TLG-V100 ihren Schotterzug von Groß-Bieberau nach Darmstadt. Selbst DB-Cargo wollte sich da offensichtlich nicht lumpen lassen und war z.B. am 09.08. mit ihren beiden Loks 212 298 und 216 188 in Reinheim präsent, um 12 beladene Schotterwagen (größtenteils 4-Achser) abzuholen.
Mitte August wurde ein weiteres Projekt zur Ausweitung des Güterverkehrs gestartet. Am 14. und 15.08. brachte Lok 2 der DKE anstelle der vorgesehenen WAB 31 in 2 Fuhren leere Rungenwagen nach Reinheim. Ziel dieser Aktionen unter WAB-Federführung war es, in Reinheim Langholz zu verladen und abzufahren. Warum dieses Vorhaben letztendlich jedoch scheiterte, ließ sich leider nicht endgültig klären, es blieben nur Spekulationen ... Am Abend des 21.08. jedenfalls brachte die WAB 24 wiederum in 2 Fahrten die leeren Rungenwagen zurück nach Darmstadt.


Ober-Ramstadt (15.08.03)


Reinheim (21.08.03)
Darmstadt Hbf
Ober-Ramstadt (02.09.03)
Ober-Ramstadt (02.09.03)
Auch der - na sagen wir mal - "politische" Güterzug vom 18.09.02 wurde genau 1 Jahr später wieder ins Rennen geschickt! Am seinem Jahrestag, dem 18.09.03, war es wiederum die DKE 2, die einen Wagen Briketts nach Reinheim zum Raiffeisenmarkt brachte. Der entladene Wagen wurde einen Tag später wieder nach Darmstadt zurückgebracht.
Den Erfahrungen, Sichtungen und Informationen der letzten Monate zufolge sieht es inzwischen so aus, daß sich der Schotterverkehr ab Groß-Bieberau stabilisiert hat. Es wird zwar nicht jeden Werktag ein Zug auf die Strecke gebracht, aber die Häufigkeit der Fahrten ist doch relativ hoch. So war beispielsweise vom 22. bis 25.09. jeweils ein Zug unterwegs. Auch die WAB sorgt inzwischen ein wenig für Abwechslung bei den eingesetzten Tfz. Am 24.09. bemühten sich gleich 3 neue WAB-Gesichter um ein gutes Dutzend beladener Schotterwagen. Bei der Abfahrt in Groß-Bieberau waren als Zugloks die Lok 11 (DR V100.4, ex PCK Schwedt V100.4-16) und 20 (DR V60, ex Wismut WL 04) zu sehen, am Zugschluß die Lok 27 (DR V200, ex CD 781 416), die dann ab Reinheim an der Zugspitze stand.
Groß-Bieberau (24.09.03)
Reinheim (24.09.03)
Reinheim (24.09.03)
Abschließend noch ein Blick auf die planmäßigen Fahrzeiten, die allerdings nicht immer eingehalten werden können, so daß Fahrten vor bzw. nach Plan öfters vorkommen. Der Leerzug in Richtung Odenwald soll Darmstadt um 8.45 Uhr verlassen, die Rückfahrt des beladenen Zuges ab Reinheim soll um 15.07 Uhr nach Kreuzung mit RB 15427 erfolgen.
Bleibt am Ende dieses Zwischenberichts zu hoffen, daß es gelingt, den wiederbelebten Schienengüterverkehr im vorderen Odenwald längerfristig zu erhalten und zu intensivieren. Ich werde das Thema auch weiterhin im Auge behalten und verfolgen.
Alles Gute für die Zukunft jedenfalls: WAB, DKE und Odenwaldnetz ...