Die Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn (2)


Strecke
Bahnhof Reinheim (Km 0,0): war als Gemeinschafts- und Übergabebahnhof mit der Hessischen Ludwigsbahn (und ihren Nachfolgern) angelegt, wobei zur RRE lediglich die Gleise südlich des Hauptdurchgangsgleises gehörten (im nebenstehenden Gleisplan rot dargestellt). Die Sicherung der Zugfahrten wurde vom Fahrdienstleiter auf dem Stellwerk I (neben dem Bahnübergang) durchgeführt, der auch die Rangierbewegungen der RRE-Züge beaufsichtigte. Die Einfahrt aus Richtung Reichelsheim sicherte das Einfahrsignal B. Nach der Einstellung des Personenverkehrs wurden alle ehemaligen RRE-Gleise abgebaut, lediglich die Weiche zur Einfädelung in die Darmstädter Strecke und das Einfahrsignal blieben erhalten. Heute fahren die Güterzüge aus/nach Groß-Bieberau in der Regel in das bahnsteiglose Gleis 3 ein und aus.

ursprünglicher Gleisplan des Bf. Reinheim (Odw.)

Gleisplan des Bf. Reinheim (Odw.) 2001

Bahnhof Reinheim
Haltepunkt Reinheim Hp (Km 1,0): liegt direkt am südlichen Tunneleingang. Den Fahrkartenverkauf tätigte der Schrankenwärter, in dessen Wärterbude zu diesem Zweck ein Schalterfenster eingebaut war.
Bahnhof Groß-Bieberau (Km 3,3): aufwendig gestaltete sich der Bahnbau in Groß-Bieberau, da die geplante Trasse vom Straßenverlauf abwich und im Ortsbereich durch sage und schreibe 88 Grundstücke geführt werden mußte. Auch den am Ortseingang aus Richtung Reinheim gelegenen Bahnhof hätte die Gemeinde lieber näher am Ortskern gesehen (Bemühungen in dieser Hinsicht wurden bis in die 20er-Jahre von der RRE regelmäßig abgeschmettert). Außerdem war man mit seinem mickrigen Erscheinungsbild wohl nicht so ganz zufrieden, zumal es (unbestätigte) Gerüchte darüber gab, daß das eigentlich für Groß-Bieberau vorgesehene Bahnhofsgebäude in Brensbach gebaut wurde. Über den Gleisplan gibt die nebenstehende Zeichnung Auskunft, trotz einiger kleinerer Anpassungen hat sich am ursprünglichen Gleisplan nicht sehr viel geändert. Signale gab es keine, nur die üblichen Trapeztafeln als Einfahrsignalersatz. Besetzt war der Bahnhof mit einem Vorsteher und einem 2. Mann, die quasi im 2-Schicht-Betrieb den Verkehrs- und Betriebsdienst abwickelten. Heute ist Groß-Bieberau der Endpunkt der Strecke. Immerhin sind vom ursprünglichen Streckengleis Richtung Reichelsheim noch etwa 300 m Gleis übriggeblieben, die weiterhin als Abstellgleis für die Schotterwagen dienen. Auch die kleine Gersprenzbrücke am südlichen Ortsausgang liegt noch, allerdings ohne Gleise. Ein Nebengebäude mit der früheren Dienstwohnung des Vorstehers wurde 1986 abgerissen, das Bahnhofsgebäude selbst mit angebautem Güterschuppen existiert heute noch, es beherbergt die Speisegaststätte "Odenwälder Lieschen", deren Biergarten auf dem Bahnsteig und der Rampe des Güterschuppens einen Hauch von Kleinbahnromantik vermittelt, auch wenn zu den Öffnungszeiten der Zugverkehr ruht ...

ursprünglicher Gleisplan des Bf. Groß-Bieberau

Gleisplan des Bf. Groß-Bieberau 2001

Bahnhof Groß-Bieberau

Bahnhof Groß-Bieberau

Schotterverladung und Abstellplatz der V 36 im Bahnhof Groß-Bieberau
Haltestelle Wersau (Km 6,7): viel gibt es hier nicht anzumerken, neben dem Bahnsteiggleis gab es ein durch Gleissperre gesichertes aus Richtung Reichelsheim angeschlossenes Ladegleis mit einer Nutzlänge von 50 m. Die Haltestelle war unbesetzt, so daß der Wirt des direkt neben der Haltestelle liegenden Gasthauses "Zum Kühlen Grund", das übrigens an das Fernsprechnetz der RRE angeschlossen war, den Fahrkartenverkauf übernahm.

Gleisplan der Hst. Wersau

der Kühle Grund in den 30er-Jahren ...
Bahnhof Brensbach (Km 8,3): am nördlichen Bahnsteigende zweigte das Ausweichgleis mit einer Nutzlänge von 55 m ab, an das sich das Ladegleis mit 65 m Nutzlänge schloß, das dann wieder ins Hauptgleis in Richtung Reinheim mündete. Brensbach war als einziger Bahnhof der RRE mit Einfahrsignalen ausgestattet, sie waren jedoch nicht mit den Einfahrweichen gekoppelt. Das Bahnhofsgebäude steht auch heute noch fast unverändert, lediglich der angebaute Güterschuppen wurde um eine Etage aufgestockt. Auch das kleine Nebengebäude, das früher unter anderem als Toilettenhäuschen diente, existiert noch (na als was wohl? ... richtig: als Garage). Anfangs war der Bahnhof wie üblich mit einem Vorsteher und einer zweiten Kraft besetzt, später genügte auch hier ein Mann. Die betrieblichen Aufgaben übernahmen dann die Zugführer, die auch die Schranken (in südlicher Richtung am Bahnsteigende) bedienen mußten.

Gleisplan des Bf. Brensbach

Bahnhof Brensbach

Bahnhof Brensbach
Haltepunkt Nieder-Kainsbach Hp (Km 10,6): da der Haltepunkt unbesetzt war, erfolgte der Fahrkartenverkauf (wie auch in Unter- und Ober-Gersprenz) in nahegelegenen Gaststätten.
Bahnhof Nieder-Kainsbach - Fränkisch-Crumbach (Km 11,2): neben dem durchgehenden Hauptgleis gab es ein kurzes Ausweichgleis mit knapp 40 m Nutzlänge. Daran schloß sich in Richtung Reichelsheim das Ladegleis mit Gleiswaage, das zeitweise auch als Anschlußgleis für verschiedene Firmen fungierte. Signale gab es keine, stattdessen die üblichen Trapeztafeln (an Stelle von Einfahrsignalen). Das Bahnhofsgebäude wurde im Laufe der Jahre mehrfach umgebaut. Heute befindet es sich in Privatbesitz, es liegt auf dem Gelände der Schlosserei Götz direkt neben der B 38 und präsentiert sich fast im gleichen (äußerlichen) Zustand wie eingangs der 60er-Jahre. Anfangs war der Bahnhof mit einem Vorsteher und einer 2. Kraft besetzt, zum Schluß wickelte ein Agent die Dienstgeschäfte ab.

Gleisplan des Bf.Nieder-Kainsbach-Fränkisch-Crumbach

Bahnhof Nieder-Kainsbach-Fränkisch-Crumbach
  Auch in Fränkisch-Crumbach hat sich die Erinnerung an's Liesje gehalten, immerhin gibt's die "Bahnhofstraße" auch heute noch, und auch das Heimatmuseum hält die Erinnerung hoch. Fränkisch-Crumbach - etwas abseits gelegen vom Durchgangsverkehr des Gersprenztals - lohnt auf jeden Fall einen Besuch! Auch gastronomisch hat der staatlich anerkannte Erholungsort im Rodensteiner Land Einiges zu bieten. Besonders zu erwähnen sind da vor allem die Linde, das Hexenhäuschen, der Dicke Schorsch oder die Crumbacher Stuben ...
Haltepunkt Unter-Gersprenz (Km 12,6)
Haltepunkt Ober-Gersprenz (Km 13,7)
Bahnhof Kirch- und Pfaffen-Beerfurth (Km 14,9): neben dem durchgehenden Hauptgleis gab es ein beidseitig angeschlossenes Nebengleis mit einer Nutzlänge von 100 m, das gleichzeitig als Kreuzungs- und Ladegleis diente. Im Gegensatz zu den anderen Bahnhofsgebäuden der RRE, die alle aus hellem Buntsandstein gebaut wurden, war das Bahnhofsgebäude von Beerfurth ein einfacher, kleiner Backsteinbau. Auch er wurde mehrfach umgebaut und dient heute als Wohnhaus. Besetzt war der Bahnhof mit einem Agenten, der keine betrieblichen Aufgaben wahrnahm, sondern lediglich verkehrsdienstlich tätig war..

Gleisplan des Bf. Kirch- und Pfaffen-Beerfurth
Haltestelle Bockenrod (Km 16,2): wie in Beerfurth gab es hier ein zweiseitig angeschlossenes Nebengleis mit einer Nutzlänge von etwa 90 m, das jedoch nur als Ladegleis diente, da hier keine Zugkreuzungen vorgesehen waren und somit auch die obligatorischen Trapeztafeln (als Einfahrsignalersatz) fehlten. Auch hier wirkte ein sogenannter Agent, der in einer Wellblechbude seinen verkehrsdienstlichen Aufgaben nachging.

Gleisplan der Hst. Bockenrod
Bahnhof Reichelsheim (Km 17,9): Reichelsheim war nicht nur Sitz der RRE-Verwaltung, die im Erdgeschoß des Bahnhofsgebäudes untergebracht war, sondern auch als Zugbildungsbahnhof einschließlich Lokschuppen und Werkstatt der Betriebsmittelpunkt. Der Reichelsheimer Fahrdienstleiter fungierte auch als Zugleiter für die Gesamtstrecke ausschließlich des Bahnhofs Reinheim. Relativ großzügig dimensioniert waren im Vergleich zu den übrigen RRE-Bahnhöfen sowohl die Gleisanlagen als auch das Empfangsgebäude mit dem angebautem Güterschuppen. Als einziger Bahnhof verfügte Reichelsheim über 2 Bahnsteige. Signale gab es allerdings auch hier nicht, dafür die gewohnte Trapeztafel anstelle eines Einfahrsignals. Von den Reichelsheimer Bahnanlagen ist heute leider nichts mehr übrig, das Bahnhofsgebäude wurde 1980 abgerissen, das restliche Bahngelände anderweitig genutzt.

Gleisplan des Bf. Reichelsheim


vorherige Seite ... Seite 1    Vorgeschichte   Entstehung   Betreiber   Strecke   Fahrzeuge   Werkstattwesen   Verkehr   100 Jahre    Seite 3 nächste Seite ...